Schädlinge

Eichenprozessionsspinner; © picture-alliance
Eichenprozessionsspinner; © picture-alliance

Kleine Tiere mit großem Hunger können ganze Wälder entlauben oder sogar einzelne Bäume zu Fall bringen. In Brandenburg drohen großflächige Schäden auf Grund des hohen Kiefernanteils durch nadelfressende Kieferninsekten wie die Nonne und der Kiefernspinner. Deren regelmäßig wiederkehrende Massenvermehrungen erfordern aufwendige und kontinuierliche Überwachungs- und Gegenmaßnahmen.

Darüber hinaus spielen in den Laubholzbeständen zunehmend biotische Schaderreger eine Rolle, deren verstärktes Auftreten auf Klimaveränderungen – vor allem Witterungsextreme – zurückzuführen ist. Beispiel ist der wärmeliebende Eichenprozessionsspinner, der insbesondere in den vergangenen Jahren durch seine massenhafte Ausbreitung und seine Gesundheitsgefährdung für Mensch und Tier landesweit bekannt wurde.

Übersicht

Entstehung/Risiko
Schutz/Eigenvorsorge
Bekämpfungsmaßnahmen
Weitere Informationen
  • Eichenprozessionsspinner

    Der Eichenprozessionsspinner (Thaumetopoea processionea L.) tritt bevorzugt an Eichen in lichten Wäldern und an sonnigen Waldesrändern, in Alleen und an Einzelbäumen auf. Seit 2002 hat sich diese nachtaktive Schmetterlingsart in Brandenburg stark ausgebreitet. Der Falter ist 25 bis 32 mm groß, unscheinbar und hat bräunlich-hellgraue Vorderflügel mit schwach ausgeprägten Querbinden.

    Im Hochsommer, in der aktiven Zeit des Schmetterlings, legen die Weibchen ihren gesamten Eiervorrat, bis zu 300 Stück, innerhalb weniger Tage an Zweigen der Eichen ab. Bereits im Herbst entwickeln sich in den Eiern die Eiräupchen, die jedoch noch im Ei überwintern.

    Etwa von Mitte April bis in den Mai schlüpfen die Eiräupchen. Ihre weitere Entwicklung umfasst sechs Stadien, wobei die Masse der gefährlichen Brennhaare sich ab dem dritten Larvenstadium entwickeln. Die jungen Raupen fressen zunächst die austreibenden Knospen und sobald sich die Blätter entfalten, beginnen der Lochfraß und die Prozession der Raupen. Die Prozessionen sind im Extremfall bis 50 cm breit und verlaufen in einer Länge von über 10 Metern von Baum zu Baum über Straßen und Plätze. Durch den Befall und Fraß der Raupen kann es zum Absterben von Einzelbäumen, bis hin zur Auflösungen ganzer Waldbeständen kommen. Die Verpuppung erfolgt in der Regel ab Mitte Juni.

    Weitere Informationen: Faltblatt Eichenprozessionsspinner (MLUK)


    Nonne

    Die Nonne (Lymantria moncha L.) ist wie der Eichenprozessionsspinner auch ein Nachtfalter und zählt zu den Großschädlingen an Kiefer und Fichte.
    Die namengebende schwarz-weiße Zeichnung der Vorderflügel ist zumindest gebietsweise nicht so typisch ausgeprägt. In manchen Gebieten Brandenburgs zeigen die Falter beider Geschlechter eher eine dominant dunkle bis ins Schwarze hin eingehende Färbung. In normal entwickelten Populationen sind die Männchen stets kleiner als die weiblichen Falter mit 45 bis 65 mm Körperlänge.

    Die Nonne legt ihre Eier an Kiefer und Fichte meist versteckt hinter der Grobborke und bei anderen Gehölzen am liebsten in Rindenritzen ab. Die Raupe entwickelt sich in der Eihülle bis zum Herbst und durchläuft bis in das folgende Frühjahr mehrere Ruhepausen. Niedrige Wintertemperaturen werden dabei problemlos überstanden. Nach dem Schlüpfen, je nach Wärmeeinstrahlung, ziehen die Raupen zwischen Ende April und Juni zum Fressen in die Baumkronen.

    Durch den Befall werden die Bäume derart geschwächt, dass sie auch für andere Schädlinge wie Käfer und Pilze anfällig sind. Nach Beendigung der Raupenentwicklung erfolgt in unseren Breiten gewöhnlich im Juli die Verpuppung.

    Weitere Informationen: Waldschutzmerkblatt – Die Nonne (LFB)


    Kieferspinner

    Der Kiefernspinner (Dendrolimus pini) ist neben der Nonne einer der bedeutendsten Kieferngroßschädlinge des nordostdeutschen Tieflandes. Schon einmaliger Kahlfraß der Kiefern durch die Raupen dieses Nachtfalters kann bestandesgefährdende Schäden verursachen.

    Die Falter besitzen einen gedrungenen und wollig behaarten Körper. Die Farbe der Flügel variiert von rötlichbraun bis grau-braun. Männchen und Weibchen unterscheiden sich durch die Körpergröße und den Bau der Antennen. Die Männchen bleiben stets kleiner als die Weibchen, die eine Flügelspanne von 70 bis 90 mm erreichen.

    Der Falterflug beginnt Anfang bis Mitte Juli, nach warmen Frühjahren auch schon Ende Juni und erstreckt sich über 2 bis 5 Wochen. Die Eiablage erfolgt in kleinen, lockeren Gruppen an Nadeln, dünnen Zweigen, Ästen und auch am Stamm. Im August schlüpfen die Eilarven und beginnen mit dem Herbstfraß.
    Die Eilarven haben die Fähigkeit, sich an Spinnfäden auf- und abwärts zu bewegen, so dass sie im fortgeschrittenen Larvenstadium sich im Spätherbst (Oktober/November) aus den Baumkronen abseilen, um zusammengerollt in der Bodenstreu zu überwintern.
    Schon bei wenigen Plusgraden im zeitigen Frühjahr baumen die Larven wieder auf und beginnen mit dem bei hohen Populationsdichten verheerenden Frühjahrsfraß. Im Juni spinnen die Altlarven ihren Kokon am Stamm, in der Krone oder leicht versteckt unter der Rinde und die Verpuppung beginnt.

    Weitere Informationen: Waldschutzmerkblatt – Der Kiefernspinner (LFB)

  • Eichenprozessionsspinner

    Besondere Bedeutung besitzt der Eichenprozessionsspinner vor allem wegen der von den giftigen Raupenhaaren verursachten gesundheitlichen Beeinträchtigung von Mensch und Tier. Die Brennhaare mit dem Gift Thaumetopoein reizen die menschliche Haut mechanisch und chemisch. Einem sehr unangenehmen Juckreiz folgen meist Hautentzündungen. Häufig kommt es zur Reizung der Augen oder Atemwege, auch Fieber und Schwindel sind möglich, in Ausnahmefällen droht sogar ein lebensgefährlicher allergischer Schock.

    Die feinen Brennhaare können durch Winde weit verstreut werden. Gelangen die Brennhaare über die Blätter und Gespinste in die Bodenstreu, sind sie auch noch dort viele Jahre aktiv.

    Besonders gefährdet sind Arbeitskräfte von Forst-, Straßenbau- und Landschaftspflegebetrieben. Da aber auch einzeln stehende Bäume in sonniger Lage befallen werden, besteht auch in Parks, Schwimmbädern, Schulhöfen u. ä. ein Risiko für Menschen, die sich dort aufhalten.

    Was jeder tun kann:

    Vorsichtsmaßnahmen

    • Raupen und Gespinste sollten nicht berührt werden, vor allem Kinder sind vor dem Anfassen der Raupen zu warnen.
    • Kleidung mit langen Armen und Hosenbeinen tragen, Hosenbeine möglichst über den Schuhen schließen, damit keine Gifthaare von unten in die Hose gelangen.
    • Empfindliche Körperteile, wie Nacken und Hals, schützen.
    • Im Herbst Arbeit mit Eichenlaub möglichst bei feuchtem Wetter erledigen.
    • Eichenlaub nie mit bloßen Händen anfassen.
    • Stark befallene Bereiche mit Warnschildern versehen, eventuell auch absperren.

    Nach Kontakt mit Raupenhaaren

    • Nach Kontakt mit Raupenhaaren bzw. Aufenthalt in einem Befallsgebiet sofort duschen und Haare waschen.
    • Kleidung sofort so heiß wie möglich, am besten bei 60 Grad, waschen, nicht ausschütteln.
    • Bei Hautausschlägen nicht kratzen und jucken.
    • Bei stärkeren Beschwerden ist ein Arzt aufzusuchen.

    Weitere Informationen:
    Broschüre Eichenprozessionsspinner (MLUK)


    Nonne und Kiefernspinner

    Im Vergleich mit dem Eichenprozessionsspinner gehen von der Nonne und den Kiefernspinner keine Gefahren für Menschen aus, jedoch ist die Gefahr für den märkischen Kiefernbaumbestand ebenso groß wie bei dem Eichenprozessionsspinner für die Eichen.

    Nonnenbefall wird in den Kiefernbeständen meist zuerst in ungepflegten, dichtwüchsigen Stangenhölzern in Form hoher Nadelverluste entdeckt. Die entstandenen Befallsherde sind oft Zeichen für den Beginn von flächig ausgedehnten Massenvermehrungen. Weiteres Merkmal sind auffällige Puppenhülsenfunde an den Stämmen. Sie gelten ebenfalls als sicheres Kennzeichen für eine beachtenswerte Präsenz der Nonne. In den bekannten Gefährdungsgebieten wird ein Stufenprogramm der Überwachung angewandt. Eine zeitlich gestaffelte Abfolge von Einzelmaßnahmen u. a. Falterflugkontrollen, Puppenhülsenzählungen, Eisuchen, Raupenbesatzdichtermittlung und Kotfallkontrollen, dient dazu, die Kontrollergebnisse der vorangegangen Stufe zu qualifizieren. Das Zeitregime folgt dabei den Entwicklungsphasen der Nonne im Jahreslauf.

    Auch bei den Kiefernspinnern werden unterschiedliche Einzelmaßnahmen im Rahmen eines Stufenüberwachungsverfahrens zur Befallsprognose angewandt. Dabei ist die Winterbodensuche ab Ende November bis Ende Januar nach den im Boden überwinternden Kiefernschadinsekten die Standardüberwachung, um beginnende Massenvermehrungen des Kiefernspinners anzuzeigen. Ergänzt werden die ersten Prognosen durch sogenannte Leimringkontrollen im Februar/März sowie Kotfallkontrollen und Fraßeinschätzungen im Frühjahr bzw. Herbst.

    Weitere Informationen:
    Waldschutzmerkblatt – Die Nonne (LFB)
    Waldschutzmerkblatt – Der Kiefernspinner (LFB)

  • Eichenprozessionsspinner

    Bei der Bekämpfung des Eichenprozessionsspinners ist in Maßnahmen zum Gesundheitsschutz und Maßnahmen, die dem Schutz der befallenen Bäume vor Kahlfraß dienen, zu unterscheiden. Zuständig für die Maßnahmen zur Abwehr bzw. Bekämpfung des Eichenprozessionsspinners sind die Eigentümer der Fläche, auf denen die befallenen Bäume stehen.

    Biologische, chemische und mechanische Maßnahmen
    Eine gezielte und effektive Bekämpfung der Raupen ist mit biologisch und chemisch wirksamen Pflanzenschutzmitteln möglich. Die Behandlung sollte gegen die Jung-Raupen erfolgen, optimal also in der Regel in der letzten April- bis ersten Maiwoche. Eine ausreichende Wirkung wird dabei nur erreicht, wenn die Anwendung von oben auf die Kronen der Bäume erfolgt und zum Zeitpunkt des Austriebes, die sich entfaltenden Blätter gleichmäßig benetzt werden.

    Steht bei der Bekämpfung der Schutz des Baumes im Vordergrund, ist das Pflanzenschutzgesetz zu beachten und die Bekämpfung erfolgt mit vom Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit zugelassenen Pflanzenschutzmitteln.
    Sind Bekämpfungsmaßnahmen zum Schutz der Gesundheit notwendig, erfolgen diese mit gelisteten Bioziden unter Beachtung des Chemikalienrechtes oder dem allgemeinen Ordnungsrechtes. Die Zulassung für Biozide erteilt die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin.

    Darüber hinaus können die Raupen durch Absaugen der Nester auch auf mechanischem Wege bekämpft werden. Das sollte durch professionell arbeitende Firmen geschehen, die sich mit entsprechender Technik und Arbeitsschutzausrüstung spezialisiert haben. Das Absaugen dient überwiegend der Entfernung der allergieauslösenden Stoffe. Es wird überall dort anzuwenden sein, wo eine chemische Bekämpfung nicht oder wegen des Alters der Raupen nicht mehr möglich ist und von dem Befallsherd eine starke Gefährdung für die Bevölkerung ausgeht. Die Vernichtung der Nester sollte bis Mitte Juni erfolgen, um ein Ausfliegen der Falter und damit eine nächste Generation im Folgejahr zu verhindern.

    Koordinierung der Maßnahmen in Brandenburg
    Aufgrund des massiven Befalls in Brandenburg wurde im Herbst 2012 unter Leitung des Ministeriums für Infrastruktur und Landwirtschaft eine Arbeitsgruppe aus Vertretern verschiedener Ministerien, Landkreisen und Kommunen sowie Experten eingerichtet. Ziel der Arbeitsgruppe war es unter anderem, die Maßnahmen gegen die weitere Ausbreitung des Eichenprozessionsspinners auf öffentlichen Flächen und Wäldern abzustimmen und zu koordinieren.

    Nach Einschätzung der Arbeitsgruppe hat sich als erfolgreiches Mittel bei der Bekämpfung des Eichenprozessionsspinners der Einsatz des Wirkstoffs „Bacillus thuringensis“ aus der Luft bewährt. Das Bakterienpräparat, auch unter dem Namen „Dipel ES“ bekannt, wird lediglich von den die Eichenblätter fressenden Raupen aufgenommen und ist besonders umweltschonend. Daneben ist der Wirkstoff nach Expertenmeinung auch für den Menschen nahezu ungefährlich im Gegensatz zu anderen Mitteln.

    Da das Präparat zunächst nicht formal als Biozid zugelassen war, konnte es aus Gründen des Gesundheitsschutzes bis 2012 nicht überall eingesetzt werden. Der Einsatz als Pflanzenschutzmittel wurde stark reglementiert. Ein Lufteinsatz des Dipel ES war bislang nur mit Genehmigung in Forsten und deutlichem Abstand zu Siedlungsgebieten möglich. Innerorts durfte das Mittel lediglich vom Boden aus gesprüht werden, was jedoch nicht zum gewünschten Erfolg führte.

    Im Frühjahr 2013 wurde nach Antrag durch den Hersteller bei der zuständigen Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin Dipel ES als Biozid zugelassen, so dass im Jahr 2013 beginnend der Schädling mit Dipel ES auch in Siedlungen, zum Beispiel in Grünflächen oder Parks, bekämpft werden kann.

    Weitere Informationen:
    Faltblatt Eichenprozessionsspinner (LFB)


    Nonne und Kiefernspinner

    In den Wintermonaten, in den die Insekten nicht aktiv sind, begeben sich die Förster in die Brandenburgischen Wälder, um Prognosen zum Auftreten eventuell schädlicher Arten zu erstellen. In allen Waldbeständen, wo im Sommer kritische Dichten der weiblichen Schmetterlinge registriert worden sind, erfolgen Maßnahmen wie z. B. das Eisuchen. Nach vorgegebenem Stichprobenverfahren können dann Prognosen zum zu erwartenden Befall abgegeben werden.
    Die Informationen aus den Forstrevieren laufen im Landesbetrieb Forst zusammen und werden nach Auswertung den Oberförstereien wieder zur Verfügung gestellt. Zusammen mit der Kartierung der Fraßschäden im Sommer des Vorjahres sind die Oberförstereien in der Lage, die Gefährdung der Wälder im Frühling/Sommer einzuschätzen und unter Umständen den Einsatz von Pflanzenschutzmittel als Gegenmaßnahme zu planen. Diese werden in Betracht gezogen, wenn bei drohendem Kahlfraß davon ausgegangen werden muss, dass es zu umfangreichen Absterben und damit dem Verlust von Waldbeständen kommen kann.

    Weitere Informationen:
    Waldschutzmerkblatt – Die Nonne (LFB)
    Waldschutzmerkblatt – Der Kiefernspinner (LFB)

  • Informationsmaterial